نړيوال ښکيلاک او د لرو بر افغان دازادۍ غورځنګ
Die Bundesregierung ist ratlos
pattang
27.07.2007
27.07.2007 Passauer Neue Presse (PNP)
„Die Bundesregierung ist ratlos“
Der Publizist Peter Scholl-Latour spricht im PNP-Interview über die Lage in Afghanistan, die Rolle der Taliban und das Engagement der Deutschen am Hindukusch.
Nach den jüngsten Geiselnahmen sind die Meldungen aus Afghanistan widersprüchlich. Das Auswärtige Amt warnt bereits vor einem „Medienkrieg“ der Taliban.
Scholl-Latour: Das ist Propaganda. Die Bundesregierung will davon ablenken, dass sie ratlos ist und kein Rezept für Afghanistan hat. Die Situation verschlechtert sich laufend. Die deutschen Soldaten gehen kaum noch aus ihren Festungen heraus. Die Opiumproduktion verdoppelt sich jedes Jahr. Die NATO-Truppen stehen daneben - und aus Angst vor den Stammesfürsten tun sie nichts. Auch deutsche Politiker spielen ein falsches Spiel.
Was werfen Sie Ihnen vor?
Scholl-Latour: Sie tun so, als sei die Geiselnahme von zwei Ingenieuren und der Tod einiger Soldaten der Schwerpunkt der ganzen Geschichte. Es ist schrecklich, wenn Menschen entführt werden oder Soldaten fallen - aber damit muss man rechnen. Doch nun werden diese Einzelfälle zu einem kriegsentscheidenden Element hochgespielt. Natürlich dürfen wir jetzt den Taliban nicht nachgeben und die Entscheidung über den Bundeswehr-Einsatz von diesen Ereignissen abhängig machen. Aber niemand sollte so tun, als sei das das eigentliche Problem in Afghanistan. Niemand weiß, wie die Situation in den Griff zu kriegen ist . Das ist das eigentliche Thema.
Angebliche Taliban-Sprecher melden sich bei Journalisten mit zweifelhaften Angaben zu den Entführungen. Welche Strategie steckt dahinter?
Scholl-Latour: Es gibt keine koordinierte Strategie. Die Taliban bestehen aus lokalen Banden. Das sind Stammesgruppen und Anhänger von religiösen Führern. Sie haben zwar ähnliche Vorstellungen von einem strengen islamischen Rechtssystem. Aber ein zentrales Kommando gibt es nicht. Die Gruppen können gar nicht miteinander kommunizieren: Wenn sie mit dem Handy telefonieren, werden sie sofort von den Amerikanern geortet und bombardiert.
Macht es Sinn mehr Polizisten als Ausbilder nach Afghanistan zu schicken?
Scholl-Latour: Die afghanischen Polizisten können doch den Krieg nicht gewinnen. Sie werden sehr schlecht bezahlt - man muss davon ausgehen, dass sie bestechlich sind. Und dann sagen ihnen die Taliban: „Wenn ihr zu kämpferisch seid, müsst ihr auf eure Familienangehörigen aufpassen.“ Die Polizei kann in diesem Land nichts ausrichten.
Was sollte also getan werden?
Scholl-Latour: Die Afghanen müssen selbst über ihr Schicksal entscheiden. Wenn die Amerikaner mit ihrem ungeheuren Potenzial im Irak scheitern, können wir nicht mit ein paar tausend Mann Afghanistan befrieden. Die Amerikaner diskutieren seit Monaten über einen Rückzug aus dem Irak. Bevor es dazu käme, würden sie zuerst Afghanistan verlassen. Viele behaupten, das Land würde dann zu einer Brutstätte des Terrorismus’. Aber wenn womöglich demnächst Unruhen in Pakistan ausbrechen, ist das ein unendlich größeres Problem. Denn Pakistan verfügt über Atombomben